Der Bootsplatz der Lobaufischer in der Unteren Lobau ist zu einer Oase geworden. Und das nur, weil die Fischer den schmalen Uferstreifen, an dem ihre Zillen liegen, jeden Herbst sorgfältig mähen.
Das wäre für den Naturschutz vom Prinzip her noch keine besondere Leistung – allerdings wird durch das Mähen von den Fischern das letzte Stückchen sonnenbeschienenes, offenes Ufer erhalten. Der Rest des Gewässers ist nämlich, wie alle anderen Lobaugewässer auch, in einem fortgeschrittenen Verlandungszustand und wird an den Ufern vom dichtem Schilf allmählich erdrückt.
Es gibt kaum noch Ufer, nur noch Schilf.
So wurde der Bootsplatz zu einem Anziehungspunkt für die Tierwelt: Hier rasten und sonnen sich Biber, hier legen Europäische Sumpfschildkröten ihre Eier, aus denen regelmäßig Junge schlüpfen, hier kann man zwischen den Booten den Mink erspähen, hier genießen Hunderte Frösche die trockene Wärme des Ufers, Ölkäfer finden sich ein und Gelbe Sumpfschwertlilien blühen.
Dass der kleine Bootsplatz zu einem Rückzugsgebiet für die Natur wurde, liegt daran, dass die Stadt Wien das Gewässer ohne Gegenwehr einfach verlanden lässt. Dabei wurde die Wassereinleitung aus der Donau jahrzehntelang vorbereitet, dann aber aus dringend zu hinterfragenden, teilweise undurchsichtigen Gründen gestoppt. Wissenschaftliche Studien und alarmierende Argumente, die eine Wassereinleitung dringend fordern, gibt es mindestens ebenso viele, wie verblüffende Ausreden, warum dies vor vielen Jahren, vor einigen Jahren, gerade jetzt oder demnächst leider nicht gehen würde.
Die Untätigkeit und die Gleichgültigkeit der Wiener Stadtregierung widersprechen klar der Intention des Nationalparks, die das Ziel haben, die außerordentliche Vielfalt des geschützten Gebietes zu bewahren. Deswegen werden zum Beispiel auch die Wiesen regelmäßig gemäht – um all jene seltenen Pflanzen und tierischen Geschöpfe zu erhalten, die nur hier leben und die den hohen ökologischen und gesellschaftlichen Wert des Nationalparks ausmachen.
Um die Wiesen kümmert man sich. Die Gewässer und ihre Vielfalt lässt man verkommen. Am Ende wird nur noch Schilf sein. Und danach eine trockene Wiese. Für den Fortbestand eines Nationalparks eine katastrophale Aussicht.
Tierfotos: Kurt Kracher